An der Stelle, wo heute das Schloss steht, wurden Reste eines keltischen Menhirs aus rotem Granit gefunden. Es darf somit davon ausgegangen werden, dass der Name 'Thil' vom keltischen 'Til' abstammt, was 'Anhöhe' bedeutet.
Das Schloss dominiert noch heute das vallée de la Grosne und man kann sich gut vorstellen, dass diese exponierte Lage ein besonderer Kraftort in der damaligen Zeit war und auch heute noch ist.
Im Mittelalter stand hier eine Festung , deren Herren, die Du Tartre waren. Sie beherrschten fast 300 Jahre lang das umliegende Gebiet.
1491 bestätigte König Charles VIII die Du Tartre in ihren Rechten durch ein 1491 in Tournus datiertes Privileg. Charles VIII war auf dem Weg zu den Kriegsschauplätzen in Italien und zog hierfür durch das Burgund.
Während der Religionskriege musste 1575 Le Thil den Durchzug der Säxischen Reiter erdulden. Diese hatten schon das Pfarrhaus im nahen Buxy angezündet und die Kirche von Etiveau zerstört. Auch die Festung Le Thil wurde von ihnen stark beschädigt, aber nicht eingenommen.
Zeichnung des Château du Thil um 1593
Als Henri le Bon (Heinrich IV) regierte, reparierte der Nachfolger der Du Tartre, Moyse de Rymon, Herr von La Courtine, um 1600 die Schäden am Thil. Dabei baute er die Festung völlig um. Er beseitigte den militärischen Charakter und erstellte, um es mit den Worten des Historikers Cortépéé auszudrücken, "ein Lustschloss". Moyse hat schlicht den Stil des damaligen Herrschers, Henri IV, umgesetzt.
Nachdem Moyse de Rimon 1622 starb, ging sein Besitz an seine Nichten Verjux und Royer de St-Micault über. In der Folge kam das Schloss in zahlreiche andere Hände.
Von 1741 bis 1787 gehörte es dann den Intendanten von Orléans (königliche Kommissare unter Louis XV), die Perrin de Cypierre. Diese erbauten 1753 die südlich gelegene Kapelle und schmückten diese mit einem Fries das ihr Wappen zeigt und noch heute erhalten ist.
Auszug aus der Cassini Karte, 18. Jahrhundert
Während der Revolution wurde das Schloss beschlagnahmt und als Eigentum des Volkes verkauft.
Es wurde unter mehreren Besitzern aufgeteilt, die sich jedoch untereinander nicht verstanden. Die Folge war, dass das Schloss nicht unterhalten wurde und zur Ruine verkam.
um 1865
Nach 1875
Das Schloss war zwischenzeitlich unbewohnbar geworden und war auch teilweise zerstört, als es 1870 von Baron Max de la Vernette erworben wurde. Er begann 1875 mit der Renovation und modernisierte es im Stile der 3. Republik.
Ab 1907 erwarb sein Sohn Philibert de la Vernette allmählich wieder Ländereien in der Umgebung, die in der Revolution ebenfalls als Volkseigentum verkauft worden waren. So konnte er den Park anlegen, den es bis dahin noch nicht gab.
Da Philibert de la Vernette ohne direkte Erben war, vermachte er den Besitz 1948 den Schwestern des Heiligen Dominikus von der Landmission, einem neuen Zweig der Dominikanerinnen, der 1932 in Flavigny (Côte d'Or) gegründet worden war. Sie bewirtschafteten das Schloss bis 2012 und mussten mangels Novizinnen den Besitz verkaufen.
Es folgten zwei Besitzerwechsel, wovon der zweite Besitzer, ein amerikanischer Geschäftsmann, das Schloss wieder in die Innenarchitektur zu Zeiten des Barons zurück versetzte.
Der heutige Besitzer, Daniel Graf, hat diese Arbeiten fortgeführt und im Herbst 2017 beendet. In den folgenden Jahren wurden auch der Garten und der zugehörige Wald wieder in einen naturnahen Zustand zurück versetzt.
Das Schloss, der Park und der Wald sind den Hausgästen vorbehalten. Die Öffentlichkeit erhält zu speziellen Anlässen immer wieder ebenfalls Zutritt.